Was ist Ataxie .... ??

Ataxie beim Frettchen

Ataxien können bei Frettchen eine Vielzahl von Ursachen haben.Wobei echte neurologische Erkrankungen eher selten vorkommen. Eine Reihe gestörter Bewegungskoordination, die nicht auf neurologischen Störungen basieren, werden im medizinischen Sinne ebenfalls als Ataxie bezeichnet. Diese können z. B. durch Mangelzustände, orthopädische oder muskuläre Problemen ausgelöst werden.

Symptome/Erscheinungbild:

Bei einer Ataxie (von griechisch: ataxia, „Unordnung“ oder „ohne Ordnung“) handelt es sich um einen Oberbegriff für verschiedene Koordinationsstörungen der Bewegungsabläufe. In der Medizin bezeichnet Ataxie ein fehlerhaftes Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen bei der Ausführung von Bewegungen.

Als Folge können die Bewegungen vom Gehirn nicht oder nur noch teilweise gesteuert werden, das heißt zielgerichtete Bewegungen fallen schwer oder sind nich mehr möglich.

Als typische Anzeichen bei Ataxie sind , Kopfzittern (Tremor), Kopfschiefhaltung, sowie ein abnormer, steifer, tapsiger oder torkeliger (ataktischer) Gang, sowie Lähmungen der Vor- oder Nachhand (Paralyse).Aber auch Paresen oder Paraparesen der Nachhand (Erschlaffung einer oder beider Hinterläufe) werden je nach Ursache beobachtet. Augenzittern (Nystagmus) kann ebenfalls vorkommen, wird aber bei Frettchen deutlich seltener beschrieben. Gleichgewichtsverlust, mit zur Seite kippen und Wahrnehmungstörungen werden ebenfalls beobachtet. Falsche Abmessung von Zielbewegungen (Dysmetrie) werden bei Frettchen, gegenüber anderen Tierarten, äußerst selten erwähnt , was ggf. daran liegen mag, das Frettchen ohnehin eine, gegenüber anderen Tierarten, schlechte Sehkraft haben.

Neben Verletzungen (Traumata) und Neoplasien, können u.a. genetische Defekte oder Infektionen, welche durch Schädigungen des zentralen Nervensystems (u.a. im Rückenmark oder Gehirn) die Ursache sein.

Von den Bewegungen des betroffenen Tieres kann man nicht selten, auf den Ort der ZNS-Schädigung schließen. Da jede Schädigung häufig ihre spezifischen Bewegungsmuster zur Folge hat, kann sie von einem erfahrenen Tierarzt meist relativ gut lokalisiert werden.

Gerade bei Frettchen ist dennoch etwas Erfahrung mit der Spezies hilfreich, da es sich anders als bei Katze oder Hund darstellen kann.

Differentialdiagnostisch sind die Formen der Ataxie nicht immer klar voneinander abzugrenzen, hierzu sind weitergehende Untersuchungen erforderlich.

Differenzialdiagnosen sind immer zu beachten, dazu später mehr.

Für die genaue Feststellung von Grad und Ursache der Schädigung stehen , bildgebende Diagnostik wie Röntgen, CT (Computertomographie), MRT (Magnetresonanztomographie) , seltener Ultraschall (Sonografie) und bei Infektionskrankheiten deren Antikörper Tests zur Verfügung. In selteneren Fällen können aber auch bei Frettchen EEG (Gehirnstrommessung) und EMG (Muskelstrommessung)zum Einsatz kommen. Wobei es bei letzteren beiden Untersuchungsmöglichleiten wenige Referenzwerte zu geben scheint, so gibt es durchaus vorangegangene Untersuchungen und Werte, denden man sich bedienen kann.

Eine Liquor-Untersuchung oder auch CSF -Analyse genannt (Untersuchung der Gehirn -Rückenmarks- Flüssigkeits), kann auch in selten Fällen als indzitiert gelten.

Meist kann bereits die Klärung von u.a. Herkunft/ bisherige Haltung , Futterangebot, Alter, Impfstatus Anhaltspunkte geben, wo die Störung ihre Ursache haben könnte. Hier ist z. B. zu klären, ob auch Mangelernährung oder Vergiftungen (Einfluss von verschiedenen Toxinen, u.a. auch toxinbildende Bakterien wie Clostridien) möglich sind. Traumatische Ereignisse, wie Unfälle, Stürze oder auch Misshandlungen können ebenfalls häufig Auslöser von Schäden am ZNS sein.Darüberhinaus muss abgeklärt werden, ob eine Erreger induzierte Erkrankung vorliegt.

Meist liefern weitere Symptome und ggf.das Voranschreiten weiterer Symptome wie eine rasche Verschlechterung, ebenfalls Hinweise die es zu beachten gibt.

Stoffwechselprobleme kommen beispielsweise recht häufig bei Frettchen vor.Probleme mit dem Stoffwechsel können die Funktion des zentralen Nervensystems negativ beeinflussen oder insoweit stören, das sie eine Ataxie begünstigen. Beispiele sind Insulinome und ein daraus resultierenden niedriger Blutzuckerspiegel (Hypoklykämie), aber auch Nephrophatie (Nierenerkrankungen), Hepathophatie (Leberleiden).

Mangelernährung kann zu Unterversorgung führen, die eine Ataxie auslöst. Ein typisches Beispiel ist der Thiamin-Mangel (Vitamin der insbesondere bei Welpen des öfteren zu Ataxien führen kann. Bei zahlreichen weiteren neurologische Krankheiten, wie z. B. Kleinhirninfarkten oder Kleinhirntumoren, kann ebenfalls eine Ataxie als Krankheitssymptom auftreten.

In jedem Fall sollte abgewogen werden, inwieweit einen genaue Ursachenfeststellung sinnvoll ist und ob diese z. B. für eine Therapie als notwendig zu erachten ist.

Die Prognose einer Ataxie-Diagnose kann stark variieren.Obwohl es viele schwere und unheilbare Ursachen für eine Ataxie gibt, treten häufig auch Krankheitsformen auf, die trotzdem eine gute Lebensqualität der betroffenen Frettchen erlauben. Auch scheinen die Tiere sich weniger daran zu stören als der Mensch. Eine Ataxie bedeutet nicht zwangsläufig ein Todesurteil. Eine Euthanasie ist nur in Erwägung zu ziehen wenn die Ursache der Ataxie mit Schmerzen einhergeht oder zu massiven Ausfallerscheinungen führt, so dass ein weiteres Leben ein untragbares Leid bedeuten würde.

Somit ist es wichtig, eine ausreichend differenzierte Diagnose zu stellen, die es ermöglicht, den Halter über den Verlauf, Prognose und Therapiemöglichkeiten der auslösenden Erkrankung zu beraten.

Auch soll nicht unerwähnt bleiben das es durchaus Ataxieformen gibt, welche nur vorübergehen auftreten und mit entsprechender Behandlung (z.B.Substitution von Vitamin B, oder Kortikoid-Therapie) gut behandelbar sind.

 

Als Differenzialdiagnosen sind zu beachten:

Schädigung des Rückennarks

-infektiös

-bakteriell

-viral (u.a.Aleutenkrankheit, Coronaviren,Staupe)

disseminierte, idiopathische Myofasciitis

-Diskophatie

-Neoplasien

-Trauma

Erkrankungen des Gehirns

-Neoplasie

-Trauma

-Enzephalitis/°Meningitis

Otitis Interna

Stoffwechselerkrankungen

-Insulinom

-Nephropatie

-Hepathopathie

Intoxikation

-Koffein und Theobromin (enthalten u.a.in Schokolade)

-Nikotin

-Polyine (Giftpflanzen)

-Rattengift/Cumarine

-Ibuprofen

Therapiemöglichkeiten von Ataxien und ihren Differbzialdiagnosen:

Die Therapiemöglichkeiten variieren ebenso wie die Ursachen. In den meisten Fällen wird umgehend mit einer Vitamin B Verabreichung begonnen.

Weitere Möglichkeiten müssen auf die jeweilige Diagnose und nach differenzialdiagnostischem Ausschlussverfahren gewählt werden.

Je nach Ursache können Kortikoide die Symptome lindern oder gar ganz zum verschwinden bringen.

Auch konnte in manchen Fällen eine Besserung durch physiotherapeutische Maßnahmen ( Massagen, Gymnastik, Wassergymnastik/Schwimmen) erreicht werden.

Ataxien ausgelöst durch Neoplasien, sind Operationen selten durchführbar und erfolgreich. Die Prognose ist meist infaust und es bleibt nur Begleitsymptome zu lindern. Die Erfahrungen mit Chemotherapie und Bestrahlung sind begrenzt. Eine Chemotherapie bei Lymphom ist inzwischen weitestgehend etabliert.

Bei viraler Ursachen kann ebenfalls nur eine Linderung der Begleitsymptome wie Fieber und Schmerzen und eine Therapie gegen SekundärInfektionen (mittels Antibiotika) eingeleitet werden. Gegen Viren selbst sind Antibiotika wirkungslos.

Bakterielle Ursachen sollten nach erfolgtem Antiobiogramm mittels Antibiose behandelt werden. Entscheidet für die Prognose sind häufig die auslösenden Erreger.

Bei Toxinen muss aufgrund mangelnder Antidote einen rasche Elimination der Toxine und eine stabilisierende Behandlung des Patienten, mit gezielter Behandlung der Symtome Erfolgen.Bei Intoxikation mit Cumarinen wird zudem eine Behandlung mit Vitamin K eingeleitet. Da Cumarin zu den Vitamin-K-Antagonisten gehört, welche die Blutgerinnung hemmen, muss dieses zusätzlich zugeführt werden um zu versuchen die Blutungsneigung zu verringern.

VVF, Februar 2019

Danke an Verena Faust für den Text <3